Ausreden: Was sie bedeuten und wie wir uns davon befreien

Wir alle erfinden Ausreden.

Du tust es. Ich tue es. Jeder um uns herum tut es.

Ausreden sind ein wichtiger Teil des menschlichen Betriebssystems. Sie sind die Geschichten, die wir uns selbst erzählen, wenn die Kluft zwischen dem, was wir wollen, und dem, was wir zu tun bereit sind, unangenehm wird.

Das Erste, was wir anerkennen müssen, ist: Ausreden sind völlig normal.

Sie sind kein Zeichen von Schwäche, Faulheit oder schwachem Willen. Sie sind Zeichen von Angst, Selbstschutz und dem tief verwurzelten Instinkt unseres Gehirns, Risiken zu vermeiden.

Das heißt aber nicht, dass sie nützlich sind.

Ausreden geben uns kurzfristig Sicherheit, blockieren uns aber langfristig.

Sie beruhigen uns im Moment, sabotieren uns aber mit der Zeit.

Steigen wir etwas tiefer in die Materie ein. Untersuchen wir, warum Ausreden entstehen, wie sie in unserer Psychologie wirken, warum sie sich so überzeugend anfühlen und was wir tun können, damit sie nicht mehr über unsere Zukunft entscheiden, denn das ist der entscheidende Punkt.

Die Psychologie hinter den Ausreden

Ausreden haben eine Aufgabe: Sie sollen das Unbehagen kognitiver Dissonanz reduzieren.

Kognitive Dissonanz ist die Anspannung, die du verspürst, wenn deine Wünsche und deine Handlungen nicht übereinstimmen.

Du willst fitter werden, bleibst aber auf der Couch liegen.

Du willst ein Unternehmen gründen, scrollst aber endlos durch’s Internet, anstatt anzufangen.

Du willst neue Leute kennenlernen, sagst aber Treffen in letzter Minute ab.

Diese Lücke erzeugt Stress. Dein Verstand hasst aber Stress.

Also erfindet er sehr schnell eine Geschichte, die erklärt, warum du nicht gehandelt hast. Diese Geschichte ist die Ausrede.

Ausreden schützen dein Selbstbewusstsein und dein Selbstbild. Ohne sie müsstest du in den Spiegel schauen und sagen: „Ich habe nicht gehandelt, weil ich Bequemlichkeit dem Wachstum vorgezogen habe.“ Das ist brutal ehrlich. Das tut weh.

Ausreden mildern diesen Schlag in die Magengrube. Sie machen das Nichthandeln verständlich und zunächst einmal entschuldbar.

„Ich hatte keine Zeit.“

„Ich hatte kein Geld.“

„Es war nicht der richtige Moment.“

Wir alle kennen diese Sätze, und sie wirken wie Schmerzmittel. Sie lindern den stechenden Schmerz des Bedauerns, etwas nicht getan zu haben.

Eine Geschichte aus dem Leben. Erkennst du dich?

Es ist Sonntagabend. Du hast dir fest vorgenommen, laufen zu gehen. Die Schuhe stehen bereit. Das Wetter ist perfekt.

Doch dann beginnt die Sportschau im Fernsehen.

Dein Magen ist noch voll vom Abendessen.

Das Sofa scheint aus Treibsand zu bestehen.

Jetzt beginnt in dir die große Debatte.

Eine Stimme sagt: „Steh auf – danach wirst du dich großartig fühlen.“

Eine andere Stimme sagt: „Du hattest doch eine anstrengende Woche. Du brauchst Ruhe. Fang morgen an.“

Und wie durch ein Wunder gewinnt plötzlich die Ausrede.

Und es fühlt sich sogar logisch an. Es fühlt sich an wie Selbstfürsorge.

Aber in Wirklichkeit ist es die Angst vor Unbehagen, getarnt als Freundlichkeit.

Das kennen wir alle.

Ausreden sind normal

Lass uns festhalten: Ausreden sind normal.

Wenn du sie dir ausgedacht hast, heißt das nicht, dass du völlig daneben bist. Es bedeutet nur, dass du ein Mensch bist.

Ausreden sind tief verwurzelt in unserer Entwicklungsgeschichte.

Unsere Vorfahren, die vor einer riskanten Entscheidung zögerten, lebten tatsächlich oft länger. Ein Anflug von Selbstschutz bedeutete Überleben. „Geh heute Nacht nicht in den dunklen Wald.“ „Stell dich nicht dem Anführer des anderen Stammes.“

Ausreden sind also Teil unseres Überlebensskripts.

Doch unser Leben und unsere Umwelt haben sich verändert. Was uns früher schützte, hält uns heute zurück. Ein Unternehmen zu gründen wird uns nicht umbringen. Ein Verkaufsgespräch bringt uns nicht in Lebensgefahr. Einen Beitrag online zu veröffentlichen, wird uns nicht aus dem Stamm verbannen.

Doch das alte System greift immer noch. Das Gehirn schreit: „Gefahr!“

Und schon haben wir wieder die Ausrede parat.

Wenn du zum Beispiel schon länger planst, dein eigenes Business zu gründen, dann werden dir die folgenden Ausreden vielleicht bekannt vorkommen. Es sind die klassischen Ausreden, die Menschen davon abhalten, ein Unternehmen zu gründen. Wir kennen sie gut:

  • Ich habe kein Geld.
  • Ich habe keine Zeit.
  • Ich habe keine Fähigkeiten.
  • Ich weiß nicht, wie man verkauft.
  • Mein Partner unterstützt mich nicht.
  • Nichts hat bisher für mich funktioniert.
  • Das Geschäft ist zu riskant.
  • Ich bin zu alt / zu jung.
  • Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.
  • Der Markt ist zu gesättigt.

Jede dieser Ausreden hat die gleiche Struktur:

  • Sie klingen rational.
  • Sie klingen wie nachvollziehbare äußere Tatsachen.
  • Sie lassen Untätigkeit wie eine kluge Entscheidung aussehen.

Doch bei genauerem Hinsehen ist es immer nur derselbe Schutzmechanismus.

Aber auch im ganz normalen Alltag gibt es die Klassiker aus der Ausreden-Schublade.

Zehn bekannte Szenen aus dem Alltag. Das können zehn alltägliche Momente sein, in denen Ausreden das Steuer übernehmen:

  1. Die Sporttasche, die im Auto bleibt: Du fährst nach der Arbeit nach Hause. Das Fitnessstudio liegt direkt am Weg. Aber du sagst dir: „Der Verkehr war furchtbar. Ich bin gestresst. Ich gehe morgen.“
  2. Der Salat, der zur Pizza wird: Heute wolltest du dich gesund ernähren. Aber dein Kollege schlägt zum Mittagessen Pizza vor. Du sagst: „Ich werde nächste Woche anfangen, mich besser zu ernähren.“
  3. Der aufgeschobene Anruf: Du überlegst, deine Eltern anzurufen. Du zögerst. Du sagst dir: „Ich rufe an, wenn ich mehr Zeit habe.“ Wochen vergehen.
  4. Der verschobene Arzttermin: Du spürst wieder diesen Schmerz. Du sagst dir: „Ich buche ihn nach dieser Deadline.“ Die Deadlines vervielfachen sich.
  5. Das Buch, das du nie aufschlägst: Du kaufst dir ein Selbsthilfebuch. Es liegt auf deinem Nachttisch. Du sagst: „Ich lese es, wenn ich Lust habe.“
  6. Das Nebenprojekt, das nie beginnt: Du träumst von einem Podcast. Du sagst: „Ich fange an, wenn ich das perfekte Mikrofon gekauft habe.“
  7. Das Gespräch, das du vermeidest: Ein Freund hat dich verletzt. Du willst es ansprechen. Aber du sagst dir: „Ich warte auf den richtigen Moment.“ Der richtige Moment kommt aber nie.
  8. Das Bankkonto, das wartet: Du willst anfangen zu sparen. Aber du sagst: „Ich mache es, wenn ich mehr verdiene.“
  9. Die Reise, die du aufschiebst: Du willst verreisen. Aber du sagst: „Ich fahre, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.“
  10. Die Gewohnheit, die du ablegen willst: Du kennst das Verhalten, das dich runterzieht. Aber du sagst: „Ich höre auf, wenn sich die Lage beruhigt hat.“

Jede dieser Ausreden klingt für sich genommen banal und klein. Aber sie häufen sich. Sie bilden ein negatives Muster.

Warum wirken Ausreden oft so überzeugend?

Ausreden funktionieren extrem gut, weil sie die Rolle der Stimme der Vernunft übernehmen. Sie klingen absolut logisch. Sie tragen die Maske der Besonnenheit.

Wenn du sagst: „Ich habe keine Zeit“, klingt das zunächst objektiv. Ist es aber nicht. Es ist eine Entscheidung über Prioritäten.

Wenn du sagst: „Ich habe kein Geld“, klingt das sachlich. Aber oft gibst du Geld für Dinge aus, die dich deinen Zielen nicht näherbringen. In Wahrheit entscheidest du, wohin das Geld fließt.

Ausreden sind überzeugend, weil sie dir beide Wege offenhalten: den Traum und die Bequemlichkeit.

Du kannst den Traum am Leben erhalten, indem du sagst: „Eines Tages.“

Du kannst die Bequemlichkeit am Leben erhalten, indem du sagst: „Nicht heute.“

Deshalb sind Ausreden auch so schwer zu bekämpfen.

Die Geschichte von der Startup-Träumerin

Ich kenne eine junge Frau, die ein Fotogeschäft eröffnen wollte. Sie hatte die tolle Ausrüstung. Sie hatte auch das Auge für das richtige Motiv. Sie wurde sogar gebeten, bei Veranstaltungen zu fotografieren.

Aber immer wieder fragte sie: „Wie soll ich mich und mein Können vermarkten. Ich will auf gar keinen Fall aufdringlich wirken.“

Oberflächlich betrachtet klingt das vernünftig. Wer will schon gerne aufdringlich sein?

Doch darunter brodelte die Angst vor Ablehnung. Die Angst, dass sie, wenn sie sich in’s Gespräch bringen würde und nicht gebucht wurde, sie den Beweis dafür hätte, dass er nicht gut genug ist.

Also wurde die Ausrede – „Ich weiß nicht, wie ich mich vermarkten soll“ – zum Schutzschild.

Doch der Schutzschild wurde auch zum Gefängnis.

Sie hat letzten Endes kein Foto-Business eröffnet

Die versteckten Kosten von Ausreden

Ausreden haben immer ihren Preis. Im Moment sieht man das nicht, aber man spürt es später.

Der schlimmste Preis ist das Bereuen, etwas nicht getan zu haben.

Der zweitschlimmste Preis ist der langsame Verlust des Selbstvertrauens.

Und am Ende wachst du nach zehn Jahren auf und musst erkennen, dass du dich zwar vor Unbehagen geschützt hast, dich aber des Wachstums beraubt hast.

Jede einzelne Ausrede fühlt sich klein an. Doch sie häufen sich. Sie errichten Mauern um dein Potenzial.

Warum wir so eisern an Ausreden festhalten

Das Paradoxe ist: Selbst wenn man eine Ausrede erkennt, benutzt man sie oft immer wieder.

Warum?

Weil Ausreden uns zwei Vorteile bringen:

  1. Erleichterung: Sie reduzieren den Druck des Augenblicks.
  2. Identitätsschutz: Sie lassen uns weiterhin glauben, dass wir „irgendwann“ dazu in der Lage sind, ohne zugeben zu müssen, dass wir uns für „niemals“ entscheiden.

Ausreden sind psychologischer Trost. Sie tun im Moment gut, auch wenn sie uns später krank machen.

Von der Ausrede zur Chance

Was können wir tun?

Ausreden müssen keine Gefängnisse sein. Sie können Türen sein.

Hinter jeder Ausrede verbirgt sich ein Hinweis.

„Ich habe keine Zeit“ = eine Chance, die Prioritäten in deinem Leben zu überdenken.

„Ich habe kein Geld“ = eine Chance, deinen Einfallsreichtum zu nutzen und neue Geldquellen zu erschließen.

„Ich habe keine Fähigkeiten“ = eine Chance, intensiv zu lernen und zu wachsen.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“ = eine Chance, alles einfach zu machen.

Die Ausrede zeigt dir dabei genau, worauf du dich konzentrieren musst. Sie ist wie ein Kompass, der auf die Angst zeigt, deren Überwindung am wichtigsten ist.

Eine Geschichte aus dem Kalender

Eine Freundin von mir sagte immer: „Ich habe einfach keine Zeit, an meinem Buch zu arbeiten.“

Aber als wir ihr Handy öffneten und ihre Bildschirmzeit überprüften, zeigte sich, dass sie sich drei Stunden pro Tag in sozialen Medien aufhielt.

Wir lachten, denn die Wahrheit war sofort klar: Es ging nicht um „keine Zeit“, es ging um Mut. Mut, sich hinzusetzen und zu schreiben, fühlte sich für sie zu überwältigend an. Also wurde Scrollen zum Ersatz.

Diese Erkenntnis war aber alles andere als beschämend – sie war befreiend. Als sie die Ausrede als das erkannte, was sie war, konnte sie eine neue Entscheidung treffen. Sie blockierte jeden Tag 30 Minuten in ihrem Kalender als „Buchzeit“. Und das Buch wurde geschrieben.

Wie man mit Ausreden arbeitet, anstatt dagegen

Wir überwinden Ausreden nicht, indem wir uns dafür schämen. Dieses Gefühl schafft nur eine weitere Ausrede: „Ich fange an, wenn ich mich besser fühle.“

Wir überwinden Ausreden, indem wir:

  1. Sie laut aussprechen.
  2. Sie als Chancen neu interpretieren.
  3. Eine einzige kleine Aktion in die entgegengesetzte Richtung unternehmen.

Deshalb funktioniert das Konzept „Nächster Schritt in 30 Minuten“ so gut. Es umgeht den Berg an Gründen und bringt dich auf den Weg des Handelns.

Ausreden sind sehr universell, aber Verantwortung dafür ist umso persönlicher.

Wir alle finden Ausreden. Sie sind praktisch und universell. Aber trotz Ausreden zu handeln zeigt Persönlichkeit.

Das kann niemand sonst für dich tun.

Niemand sonst kann die Reputation aufbauen, den Beitrag schreiben, den Anruf tätigen, das Geschäft starten.

Ausreden leben im universellen Teil des Geistes. Handeln lebt in jedem Einzelnen.

Das ist der entscheidende Punkt: Willst du universellen Komfort oder übernimmst du persönliche Verantwortung.

Lasst uns zusammenfassen

Wenn wir genau hinschauen erkennen wir uns in diesen Mustern wieder.

Wenn wir sie erkennen, können wir darüber lachen, wie vorhersehbar wir doch sind.

Wir können die Wahrheit ruhig zugeben: Ausreden sind normal. Sie sind menschlich.

Und doch können wir uns auch zu etwas Höherem verpflichten.

Wir können uns entscheiden, Ausreden als das zu sehen, was sie sind – vorübergehende Schutzschilde, keine dauerhaften Wahrheiten.

Wenn du dich selbst sagen hörst: „Ich habe keine Zeit“, kannst du überlegen und dich fragen: „Stimmt das wirklich oder ist es getarnte Angst?“

Wenn du dich sagen hörst: „Ich weiß nicht, wie man verkauft“, kannst du dir überlegen und dich fragen: „Was, wenn Verkaufen nur hilft, Probleme anderer zu lösen?“

Schritt für Schritt, Ausrede für Ausrede, schreibe die Geschichte neu.

Schlusswort

Ausreden gehören zum Menschsein. Sie sind überall: im Geschäft, in der Gesundheit, in Beziehungen, in der Kreativität – überall. Sie sind normal. Sie sind verständlich.

Aber sie dürfen nicht das Sagen haben.

Wenn wir sie ansprechen, sie neu interpretieren und trotz ihnen handeln, verwandeln wir Ausreden zu Chancen.

Und die Wahl liegt immer bei dir: Schreib deine Geschichte oder schreite zur Tat.

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